Unser Sammelgebiet kennt "Gutes" und "Böses", Original und Fälschung, Hui und Pfui.
Was wie eingeschätzt wird, ist in Bewegung. In diesem Thread möchte ich anregen, darüber zu diskutieren, ob unsere herkömmlichen Einschätzungen von gut und böse noch haltbar sind.
Zum Anfang möchte ich versuchen die Begriffe zu definieren (Widerspruch willkommen).
Replikat
Zuerst mal heißt Replikat nichts anderes als "Wiederholung". Eigentlich hat das Wort weder eine positive noch eine negative Bedeutung.
In der Kunst ist eine Replik oft der "zweite Wurf" eines Künstlers, mit dem er ein früheres Werk wieder erschafft und neu interpretiert.
Klar ist: das Replikat beruht auf einem Vorbild, dem Original.
In unserer Sammelwelt ist "Replikat" im allgemeinen Sprachgebrauch lange synonym gewesen mit "Fälschung" und in der Nähe das Betrugs angesiedelt.
Im engeren Sinne hat aber auch Ferrero "Replikate" in die Eier getan, vollkommen legal, indem Ferrero Rechte an bestehenden "Werken" gekauft hat und diese mehr oder weniger originalgetreu reproduziert hat (Gut nachzulesen z.B. in den Diskussionen zur roten Flöte und den Spekulationen, dass ferrero hier den Richtlinien von Peyo genüge tun musste).
Wir Sammler haben die Ferreroausgaben als unsere "Originale" bezeichnet und die (zu) ähnlichen als "Fälschungen" oder eben abfällig als Replikate.
Neuauflage
Nun ja, eine Neuauflage ist ähnlich dem Repli. Aber auch "legal", unter Wahrung aller Rechte. Sie basiert ebenfalls auf einem identifizierbaren Original, welches in diesem Fall möglichst detailgenau kopiert wird um zum Beispiel etwas bewährtes, welches auf dem Markt vergriffen ist, wieder zur Verfügung stellen zu können.
In unserem Zusammenhang gibt es einige dieser Neuauflagen. Neuauflagen, da jünger (und meist zur Marktdeckung geschaffen) haben einen "Makel", sie sind meist weniger selten und damit wertloser. Oft wurden Neuauflagen im Sammlermarkt verteufelt (denkt nur an die Asterix in Amerika-Serie, die Billies, die Panda-Party, oder Pinguin-Beach) obwohl an den Figuren eigentlich nichts "verbrecherisches" ist (mehr dann unter "Hui bzw. Pfui)
Kopie
Eine Kopie versucht auf jeden Fall das Original bis ins letzte Detail zu erreichen. Replikate dürfen im Gegensatz dazu auch abwandeln. Eine Ü-Ei Serie ist eigentlich auch nur eine Menge von tausenden Kopien, bei denen Ferrero versucht, durch genaue Vorgaben dafür zu sorgen, dass alle Figürles gleich sind . Auch dieser Begriff sagt nichts darüber aus, ob "legal" und koscher oder betrügerisch.
Vari(ation)
Hierfür halte ich in unserem Zusammenhang Abweichungen von der "Norm", jedoch regelmässig nur auf Grundlage einer Ori-Figur. Hierbei gibt es dann die "Fehler" (Dellen, Löcher, Fehler in der Bemalung) und auch absichtliche Variationen wie die BE oder aktuell der Geburtstagsschlumpf, die vom Hersteller so gewollt sind. Auf jeden Fall entstanden durch den Hersteller selbst, als Abweichung zur Durchschnittsfigur.
Bei den schwarz bemalten Hans im Glück, die oft (gnädig) als Vari bezeichnet wird, gehe ich davon aus, dass es sich eher um eine Replik im besten Sinne handelt, aber nicht um eine klassische Variation durch Ferrero ("Beweisen" kann ich das aber nicht *g*).
Fälschung
Hier die Kurzdefinition aus Wikipedia, die mir sehr gefällt:
"ein Replikat, ohne es als solches Auszugeben, in betrügerischer Absicht"
Der Unterschied liegt folglich in Absicht und Klarstellung
Ob das "illegal" bzw. verfolgbar ist, hängt im wesentlichen davon ab, ob der Hersteller der Urfigur überhaupt "Rechte" am Original hat und zum zweitens, ob er sein Recht wahr nimmt.
Unabhängig davon kann man (mit sehr viel Mühe) natürlich auch den Rechtsweg beschreiten, wenn jemand etwas als "Original-Ferrero" verkauft, was solches dann nachweisbar nicht ist. Dies Bleibt "Betrug"
Und damit bin ich auch bei
"Hui" und "Pfui"
Pfui ist für mich zuerst genau die Fälschung. Das Nachmachen, Selberbasteln, einer Figur oder ihres Zubehörs und diese als Original ferrero ausgeben.
Es ist dazu meiner Meinung nach nicht notwendig "Original" dazuzuschreiben,
"Pfui" fängt da an, wo man es als VK selber weiß, aber nicht erwähnt und sich höhere Preise erwartet, als wenn man zum Beispiel "Neuauflage" oder "Vor einem Monat in den USA im Blister erworben" ehrlich angibt.
Ich finde dabei auch egal, ob man "nur" die Wahrheit auslässt oder klar lügt (seit den 80ern in meinem Besitz..., jahrelang auf dem dachboden..)
Auch das Anpreisen einer (in meinen Augen eigentlich harmlosen) Replik, Kopie, Neuauflage, ohne es als solches auszugeben ist Pfui.
Gestern wurde mir von jemanden unterstellt, Verkäufer von Figuren aus dem 21er-Satz nachträglich zu rehabiltieren. NoNA, das ist nicht. Wenn ich versuche einen Wissensvorsprung auszunutzen und Figuren als etwas verkaufe, von dem ich selber weiß, dass es das nicht ist, dann ist und bleibt dies "Pfui".