Ab 28.5.2021 müssen ALLE Privatverkäufer auf die neue Zahlungsabwicklung umgestellt haben.
Ebay sprach eigentlich von mehreren Wellen bis spätestens Jahresende, wo dann die Accounts umgestellt werden müssen. In einem Gespräch mit dem
Ebay-Kundendienst teilte man mir heute aber mit, daß der 28.5. der letzte Stichtag für alle Privatverkäufer ist.
Die neue Zahlungsabwicklung bedeutet vereinfacht gesagt, daß der Käufer künftig nicht mehr an den Verkäufer direkt bezahlt, sondern Ebay sich (durch den Zahlungsdienstleister Adyen) als "Mittelsmann" dazwischen schaltet. Der Käufer zahlt also künftig direkt an Ebay. Ebay leitet die Zahlungen dann an den Verkäufer weiter. Allerdings erfolgt die Auszahlung nur auf ein Girokonto, die Möglichkeit, die Zahlung z.B. auf das Paypal-Konto (soweit vorhanden) zu erhalten, besteht nicht!
Ebay lobt in seinen knappen Nachrichten (Aufforderungen zur Umstellung) das neue System in den höchsten Tönen und behauptet, daß das Ganze nur Vorteile für Käufer und Verkäufer mit sich bringen würde. AHA...
Was Ebay in diesen Nachrichten aber geflissentlich verschweigt, sind die tatsächlichen Folgen, die sich aus der Umstellung sowohl für Käufer, hauptsächlich aber für den Privatverkäufer ergeben!
Diese darf sich jeder durch das Lesen der Bedingungen auf der Ebay-Seite selbst erarbeiten.
Zum besseren Verständnis gebe ich hier mal einen Überblick über die einzelnen Punkte und den daraus resultuierenden Folgen für Verkäufer, aber auch für Käufer.
1) Neue Gebühren
Bisher galt folgendes Gebührenmodell:
Pro verkauftem Artikel 10 % Verkaufsprovision, maximal aber 199,00 € (egal, wie hoch der Verkaufspreis war).
Neue Regelung:
11 % für den Anteil des Gesamtbetrags (INKLUSIVE Versandkosten!) bis zu einer Höhe von 1.990,00 € und 2 % für den Anteil des Gesamtbetrags über 1.990,00 €.
Dazu kommt dann noch für jeden verkauften Artikel die sogenannte Transaktionsgebühr. Bei einem Verkaufspreis unter 10 € beträgt diese 0,05 €, ab einem Verkaufswert >10 € beträgt sie schon 0,35 €. Wohlgemerkt für jeden verkauften Artikel!
Daß Ebay nun auch auf die Versandkosten (an denen der VK in der Regel ja keinen Cent verdient) 11 % Gebühren erhebt, ist nicht einfach nur unverschämt, sondern rechtlich auch fragwürdig!
Dadurch wird z.B. der Verkauf von 1 €-Artikeln (wahrscheinlich der Großteil der Verkäufe im Bereich "Überraschungsei") schlicht unmöglich, da sich das Ganze dann nicht mehr lohnt!
Beispiel:
Verkaufspreis 1 € + Versandkosten 4,30 € (günstigster versicherter Versand als Hermes-Päckchen - weshalb versichert erkläre ich weiter unten) = 5,30 €
5,30 € - 0,58 € (11 %) - 0,05 € (Transaktionsgebühr) = 4, 67 €, zieht man davon noch die Versandkosten von 4,30 € ab, bleiben stolze 0,37 € Verkaufserlös!!!
TOLL!
2) Versand künftig nur noch versichert/mit Versandnachweis!
Durch das neue System wird man gezwungen, nur noch versichert, also mit Versandnachweis zu versenden!
Wer trotzdem weiter als günstige Warensendung oder Brief versendet, begeht schlicht Harakiri!
Warum? Nun, das neue System lädt geradezu ein, von Betrügern ausgenutzt zu werden (ganz im Gegensatz zu der Behauptung von Ebay, das neue Bezahlsystem würde das Handeln sicherer machen!).
Versendet man also künftig ohne Versandnachweis, kann ein Käufer einfach behaupten, keine Ware erhalten zu haben und schwupps behält Ebay die Auszahlung an den Verkäufer ein bzw. holt sie sich wieder und zahlt sie an den Käufer zurück! Im schlimmsten Fall ist man also Ware UND Geld los! So kennt man den Ablauf ja bisher schon von Paypal (Käuferschutz).
Aber bei Ebay kommt es noch schlimmer:
Eröffnet der Käufer einen Streitfall und dieser wird gegen den Verkäufer entschieden, darf dieser, zusätzlich zu seinem Schaden, dann auch noch eine saftige "Strafgebühr" von sage und schreibe 19,04 € bezahlen!
Auszug aus den Ebay-Richtlinien:
"Wenn ein Streitfall (z.B. bei einer Rückbelastung) aufgrund der eBay-Grundsätze gegen Sie entschieden wird, erheben wir pro Streitfall eine Streitfallgebühr in Höhe von EUR 19,04."
TOLL!
In meinem Beispiel oben habe ich Versand als Hermes-Päckchen gewählt, da dies in Deutschland momentan die günstigste Versandart mit Sendungsnachweis ist! Für Beipackzettel/Puzzle käme noch der Versand als Einschreiben in Betracht. Laut Post AGB's dürfen in Einschreiben keine Waren (also Figuren etc.) verschickt werden. Dieser Sachverhalt scheint vielen unbekannt!
Deshalb dürfte der Verkauf kleinpreisiger Artikel, wie es z.B. eben die meisten Ü-Ei Figuren sind, zum Erliegen kommen. Welcher Käufer ist schon bereit, bei einem Warenwert von <10 € Versandkosten von 4,30 € oder mehr zu bezahlen?
3) Rücknahmen
Entgegen bestehendem deutschen Recht (das aus guten Gründen zwischen Privatverkäufer und gewerblichem Händler unterscheidet) setzt Ebay den privaten mit dem gewerblichen Verkäufer gleich und verplichtet diesen, im Zuge des neuen Zahlungssystems, Rücknahmen zu akzeptieren!
Bisher konnte ein Privatverkäufer, wenn er dies in seiner Artikelbeschreibung angegeben hat, nach geltendem Recht Rücknahmen ausschliessen.
D.h. auch der Privatverkäufer muß künftig die Ware zurücknehmen und hat natürlich auch die Rücksendekosten zu tragen.
TOLL!
4) Käufer können nicht mehr per Überweisung bezahlen
Natürlich ist es prima, daß ich als Käufer nun bei jedem Kauf, bei jedem Verkäufer mit Kreditkarte, Lastschrift, PayPal (dies aber wohl auch nur noch bis
Juli 2023!), Apple Pay (nur über die eBay-App und die mobile Website von eBay), Google Pay und Klarna Sofortüberweisung bezahlen kann.
Leider fehlt bei diesen Zahlungsoptionen die gute alte Überweisung.
Dummerweise ist aber gerade die Zahlung per Überweisung im Bereich Sammlerartikel auch heute noch die bevorzugte Zahlungsart der Käufer. So sind zumindest meine Erfahrungen in vielen Jahren als Ebay-Verkäufer. Selbst Angebote, in denen ich Paypal als Zahlungsmöglichkeit anbiete, werden meist per Überweisung bezahlt. Dies mag wohl daran liegen, daß der Großteil der Sammler Ü40 oder älter ist.
Fazit:
Auf vielen Seiten sowie im Ebay Verkäuferforum selbst wird momentan viel über dieses Thema diskutiert. Von nahezu allen Privatverkäufern (und das sind eine Menge!) auf den verschiedenen Seiten kommt einhellig die Ansage, nicht mehr auf Ebay zu verkaufen. Selbst wenn nicht alle diese Drohung wahr machen werden, so ist doch ein massiver Rückgang der Angebote zu erwarten.
Für den Sammler wird es also wohl schwieriger, die gesuchten Stücke zu finden...
Aber auch die Verkäufe in diesem Bereich (natürlich auch in vielen anderen) werden zurück gehen. Hauptsächlich wegen der hohen Versandkosten und der fehlenden Zahlungsoption "Überweisung"!
Ob Ebay sich damit wirklich einen Gefallen getan hat, bleibt abzuwarten. Ich fürchte, das Ganze ist ein ordentlicher Schuss in den Ofen.
Spätestens wenn die Umsatzzahlen sinken, wird Ebay reagieren müssen...